Manila

2015 stellte mir (Martin Nittnaus) mein Vater (John Nittnaus) ein Stück Weingarten Namens „Manila“ für meine eigenen Weinexperimente zur Verfügung. Ich nahm den „exotischen“ Namen hin ohne ihn zu hinterfragen. „Unser“ Manila liegt eben nicht auf den Philippinen, sondern auf der Südseite des Jungenbergs in Jois am Leithagebirge.

Als ich später meine ersten Trauben aus „Manila“ in den Händen hielt, fing ich an mich zu fragen. Warum schmeckt das so anders? Und warum heißt dieser Weingarten Manila? Der alte Weinbauer von dem wir den Weingarten gepachtet hatten, klärte mich auf. Er hatte mal eine philippinische Erntehelfern, die in diesem Weingarten arbeitete. Einmal hielt sie inne. Die Sonne ging unter, sie blickte über den Neusiedlersee. „Hier ist es so wunderschön. Fast so schön wie in Manila,“ meinte sie. Ich fand das Bild cool.

Ein paar Tage später traf ich einen Freund. Er sah ziemlich fertig aus. Auf die Frage was er denn habe, entgegnete er: „Ich bin gestern aus Manila zurückgekommen. Es ist die hässlichste Stadt, in der ich je war.“ Ich musste wie verrückt lachen. Das etwas sowohl als wunderschön als auch als abstoßend empfunden wird, hat Kraft. Es lässt nicht gleichgültig. Es berührt. Und bleibt.

Manila bedeutet bei meinen Weinen Subversion. Chaos. Experiment. Und die Freude daran. Tradition ist wichtig, gilt aber bei mir nicht. Ich selbst habe ja keine. Ich möchte jedes Jahr einen neuen Wein machen, mit dem nicht nur ich leben kann.